1. Presseschau 2008
Was Experimentierfreunde angeht, tanzen Hans-Bert Espe und Silke Wolf völlig aus der Reihe - mit dem Namen des Weinguts auch. Benannt wurde die Shelter Winery nach einem aufgegebenen Militärbunker auf dem Lahrer Flughafen, in dem die Neu-Badener ihre ersten Weine ausbauten. Eine Notlösung, die inzwischen zugunsten einer weiteren Übergangsmaßnahme aufgegeben wurde. Die aus Paderborn stammende Wolf und der in Osterode aufgewachsene Espe lassen die Moste derzeit bei Freunden im einige Kilometer entfernten Eichstetten gären. Nichts für die Dauer. "Wir versuchen, in Zukunft eine nähere Lösung zu finden", berichtet der Chef.

Unmittelbar am neuen Häuschen am Mühlenteich von Kenzingen wäre allerdings kein Platz für Fässer und Pressen, die den Ertrag von drei Hektar Reben aufnehmen sollen, hier reicht es nur für ein paar Gläser und Probeflaschen. In denen befindet sich bislang ausschließlich Spätburgunder in roter, weitgehend farbloser oder gar prickelnder Form. Die beiden Absolventen der Fachhochschule Geisenheim konzentrieren sich ganz bewusst auf diese eine Rebsorte und verfolgen so eher den Stil der französischen Bourgogne als die aus Baden bekannte Rebsortenvielfalt. Doch halt, bedeutet Burgund nicht auch Chardonnay? Tatsächlich. "Wir wollen nächstes Jahr 30 Ar Chardonnay pflanzen", verkündet Hans-Bert Espe.

Bis die irgendwann mal größere Mengen Trauben liefern, muss sich der Kunde mit Spätburgunder begnügen - und das fällt nicht schwer: Schon der Blanc de Noir zeigt Frische, der beim Sektspezialisten Volker Raumland in Rheinhessen verarbeitete Schaumwein besitzt außergewöhnlich viel Komplexität und Frucht. Und der Name Shelter Winery? Der ja nicht mehr stimmt nach dem Weggang vom Flughafen … "Eigentlich bedeutet Shelter ja auch so viel wie Obdach" lächelt Winzer Espe. Und wenn der Bunker mal abgerissen wird, kommt das Eingangstor nach Kenzingen. Als Erinnerung.             zurück

WEINWELT, Dez. 08
Wolfgang Faßbender